Dekarbonisierung im Bauwesen

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Zeitreise ins Jahr 2030: Jedes Gebäude in Deutschland entsteht mit der Auflage, eingelagertes CO₂ zu reduzieren – über den gesamten Lebenszyklus hinweg. Ein Gedankenspiel, zu dem der Hightech-Polymerhersteller Covestro während des Heinze Klimafestivals in Düsseldorf eingeladen hatte. Im Workshop Der Weg zum Net Zero Embodied Carbon diskutierten 30 Bauexpert:innen über Strategien zur CO₂-Ersparnis. Die Unternehmensberatung führte die Teilnehmenden mit kreativen Methoden an die Thematik heran.

Mit seinem Impulsvortrag zum Thema „Second Life“ gab der Architekt Kilian Kresing vom Architekturbüro Kresing in Münster zum Auftakt Einblicke in eine Baupraxis, die Bestandsgebäuden ein zweites Leben ermöglicht. „Wenn wir den Rohbau eines Gebäudes stehen lassen, haben wir schon 30 % Energie gespart“, so Kresing. Nachhaltiges Bauen scheitere seiner Erfahrung nach oft am Budget. Dennoch: „Eine Lösung für das CO₂-Problem schaffen wir eher mit der Kombination aus Alt und Neu als mit reinen Neubauten“, so Kresing. „Daher sollten wir uns künftig auf den Bestand konzentrieren, denn da steckt viel drin.“
Im Praxisteil des Workshops wurden die Teilnehmenden mit 40 Thesen konfrontiert, die sich inhaltlich auf die Baupraxis im Jahr 2030 bezogen. Intuitiv und mithilfe von farbigen Steinchen galt es, innerhalb einer fünfstufigen Skala die jeweilige Zustimmung oder Ablehnung auszudrücken. Im Themenblock „Embodied Carbon“ beispielsweise stieß die These „Durch unsere digitalen Baumodelle (BIM) werden alle Materialanforderungen genau beschrieben“ bei einer Gruppe auf uneingeschränkt positive Resonanz. „Mit BIM arbeiten wir ja jetzt schon und wissen, dass es funktioniert“, so ein Architekt aus Stuttgart.

Mehr Skepsis brachte der Teilnehmerkreis der Aussage „Wir bringen unsere Gebäude nach deren Nutzung als Rohstoffquelle in die Kreislaufwirtschaft ein“ entgegen. „Ich glaube nicht, dass wir innerhalb der nächsten acht Jahre schon so weit sind, dass alle Gebäude nach dem Kreislaufprinzip geplant und gebaut werden“, so eine Teilnehmerin. „Dazu fehlt uns einfach noch die Datenbasis.“
In der Abschlussrunde des Workshops sprachen sich die Teilnehmenden dafür aus, Gebäude künftig möglichst einfach zu errichten. Wichtig sei hierbei zum einen die Vereinheitlichung der hierzulande sehr komplexen Bauvorschriften und Normen. Zum anderen wünschte man sich einen barrierefreien Zugang zu einem Materialkataster, das sämtliche Baustoffe zum Recycling und zur Wiederverwendung auflistet. Dies solle idealerweise mit einer Datenbank für Bestandsimmobilien verknüpft werden, um bereits verbaute Ressourcen auffinden zu können. Konsens herrschte auch in der Frage, Abrissprozesse gesetzlich zu erschweren und Bestandsgebäude zu erhalten.
„Mit diesem Workshop wollen wir eine Diskussion über Dekarbonisierung anregen – in der Hoffnung, dass Architekt:innen und Planer:innen diese Impulse für ihren Arbeitsalltag nutzen“, sagte Fernando Resende, Marketing Manager Building & Construction EMEA bei Covestro.

Das Unternehmen strebt langfristig eine vollständige zirkuläre Produktion an, indem es verschiedene Strategien zur Verringerung des Kohlenstoff-Fußabdrucks seiner Materialien zusammenführt, wie die Nutzung erneuerbarer Energien, alternative Rohstoffe, innovatives Recycling und gemeinsame Zusammenarbeit. Mit diesem Ansatz stellt Covestro seit Anfang 2022 allen Dämmstoffherstellern ein klimaneutrales* Material auf der Basis von Bioabfall zur Verfügung, das den gebundenen Kohlenstoff aus PU/PIR-Dämmstoffen erheblich reduziert.

www.covestro.com/de/

* Die Klimaneutralität ist das Ergebnis einer partiellen Produktzyklusanalyse nach ISO 14040, wobei der Produktionsabschnitt von der Quelle zum Produktionstor berücksichtigt wird.

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